Gestern bekamen wir auf der Arbeit Zuwachs. In einer doch recht unscheibar wirkenden Holzkiste, im Fachjargon Bienen-Beute genannt, zog ein junges Bienenvolk in den Garten unserer Dienststelle. 25.000 bis 30.000 neue Arbeitskolleginnen auf einen Schlag, das ist mal eine Frauenquote. Die Bienensorte heißt Apis mellifera, europäische oder westliche Honigbiene und das ist die ganz normale Honigbiene.
Laut Aussage meiner Kollegin Saskia, die Biologin und Hobby-Imkerin ist und nun dieses junge Völkchenbei uns uns angesiedelt hat, ist die von ihr betriebene Haltung nach Warré, dem französischen Erfinder dieser Haltungsmethode, besonders. Das Völkchen wird fast gänzlich ohne menschlichen Eingriff gehalten und fängt bei uns absolut bei 0 an. Das bedeutet genau, sie müssen alles selber bauen und bekommen keine vorgefertigten Waben, Rahmen und dergleichen in ihre Kiste, um ihnen den Start ins neue Zuhause zu versüßen. Und es gibt auch kein super-duper Zusatzfutter, um sie quasi zu Hochleistungsbienchen zu dopen. Des Weiteren werden die Tiere möglichst wenig gestört und dürfen ganz sie selbst sein. Sie kriegen auch keine fiesen Chemikalien gegen Milbenbefall verabreicht. Sie werden mit natürlichen Mitteln geschützt (Ameisensäure). Das klingt sehr vernünftig und gesund und etwas nach „Bio-Bienchen“.
Gelernt habe ich beim Angucken vor Ort auch, dass sie keine schwarze Kleidung mögen. Das fand ich direkt etwas beklemmend, da ich direkt neben ihrem Zuhause stand und meine schwarze Fleecejacke an hatte. Saskia meint, sie halten einen dann vermutlich für ihren natürlichen Feind, den Bären und die sind ja meistens bekanntlich dunkel vom Fell her. Sie fühlen sich dann wohl etwas bedroht. Tja, was soll ich sagen, etwas mulmig war mir schon, aber sie haben mich in Ruhe gelassen und das zeigt wieder einmal, wenn man sich ruhig und vorsichtig verhält und sich auch nicht genau vors Ausflugloch stellt, dann tun sie nichts. Das direkt „vor der Tür“ stehen mögen sie nämlich auch nicht. Kann man verstehen, oder? Ich glaube, das würde ich auch nicht mögen, wenn direkt vor meiner Haustür jemand herumstehen und meinen Weg blockieren würde. Insofern ist auch das ein ganz natürliches Verhalten, wenn man sich das genau überlegt.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie die Honigernte im nächsten Jahr ausfallen wird. Saskia sprach von ca. 20 kg, da sie ihren Völkern immer sehr viel übrig lässt, damit die kleinen Brummer gut über den Winter kommen und nicht mit Honig oder Zuckerwasser zugefüttert werden müssen. Ein Imker, der rein auf Honig aus ist, kann zwischen 40-60 kg ernten, dafür muss er aber seine Bienchen füttern, wenn es an den Winter geht, da sie ohne ihre Vorräte verhungern würden.
Auf jeden Fall finde ich das alles sehr spannend und werde immer mal einen Blick in den Garten werfen und schauen, was unsere Bienchen so machen. Man guckt ja schließlich auch bei den menschlichen Kolleginnen und Kollegen vorbei und schaut, wie es ihnen so ergeht und ob alles im Lot ist.