Seit ein paar Monaten wohnen neue Nachbarn in unserem Haus. Und nach anfänglichen Beschnuppern sind wir nun auf dem besten Wege richtig gute Freunde zu werden. Unsere Nachbarn sind aus Bosnien und muslimischen Glaubens. Sie sind sehr westlich orientiert und unglaublich engagiert in der Hausgemeinschaft. Ich habe selten so gastfreundliche, offenene und herzliche Menschen kennen gelernt. Sgail und ich fühlen uns kulturell bereichert und beschenkt. Wir freuen uns jeden Tag aufs Neue, dass wir nun mit dieser netten Familie unter einem Dach wohnen und verbringen auch viel Zeit mit „Mann und Maus“ im Garten. Unsere Nachbarin kocht ganz hervorragend und wir kommen sehr oft in den Genuss, Köstlichkeiten aus ihrer Heimatküche probieren zu dürfen. Ich sage nur „gefüllte Teigtäschchen“ in allen Variationen. Genau unser Geschmack. Es gibt alles, nur kein Schwein.
Als es langsam auf Juli zuging, erzählten unsere Nachbarn uns, dass in ihrer Heimat im Sommer zu besonderen Anlässen und Familienfeiern immer ein ganzes Lamm am Spieß gebraten würde. Da sie dieses Jahr nicht in die Heimat zu ihren Verwandten fahren, waren sie schon ganz traurig. Irgendwie kam dann die Idee auf, so einen Spießgrill zu besorgen und es uns im Garten so richtig nett zu machen. Gesagt getan. Die Schwester unserer Nachbarin brachte aus dem Bosnienurlaub so einen Spießgrill mit, Sgail besorgte eine große Kohlepfanne aus Edelstahl. Ein Lamm wurde erworben und an einem sonnigen Samstag ging es dann los. Mehrere Stunden brutzelte das Fleisch über dem Feuer und das war natürlich für alle Leute drum herum ein echtes Happening. Wann sieht man schon mal ein ganzes Lamm am Spieß (mit Kopf dran) und so einen Grill? In der Regel kauft man ja sein Fleisch bequem portioniert und es sieht nicht mehr nach etwas aus, das jemals gelebt hat. Hier war das etwas anders. Für einige auch deutlich gewöhnungsbedürftig.
Es war ein wundervoller Tag. Die Kinder spielten im Garten mit Ball und Wurfringen, die Erwachsenen saßen unterm schattigen Pavillon und stießen mit alkoholfreier Fassbrause an. Als das Essen dann fertig war, wurde es fachmännisch von unserem Nachbarn zerlegt und auf Platten angerichtet. Ich kann sagen, insgesamt gab es wohl drei Tage Lamm. Uns hat es super geschmeckt und auch die Beilagen waren klasse. Brot, Krautsalat, ein wundervoller Bauernsalat und Sgails indisches Joghurtraita sowie das schöne Spaghetti Eis – ohne Eis machten den Tag kulinarisch perfekt.
Nun sehen wir mit großer Freude dem Ende der Fastenzeit (Ramadan) am kommenden Sonntag entgegen. Wir sind fest mit eingeplant zum „Zuckerfest“ (Şeker Bayramı) und es wird natürlich noch einmal Lamm geben.
Ich korrigiere: Die lieben Nachbarn essen ja kein Schwein, nur liebend gerne Babies.
Einfach furchtbar – wie locker flockig sie erzählen: Ein Lamm wurde erworben. Wie kann man so etwas grausames seinen Kindern präsentieren? Ein Lamm ist ein Baby, eigentlich nur ein Nebenprodukt der Milchindustrie, ja genau wie die Kälbchen – Alles ziemlich grausam in dieser Industrie – Sie sollten sich mal belesen. Absolut roh und grausam wie der Mord an einem Baby mit Fotos und lustiger Erzählweise gezeigt wird. Wie bitte erklären Sie das ihren Kindern? Was wird als nächstes auf Ihrem Grill landen ein ganzes Schwein?
Hallo Frau Schenett, ich gehe natürlich gern auf Ihren sehr emotionalen Kommentar zu unserem Artikel ein. Man kann zum Fleischverzehr und somit auch zur kommerziellen Tierhaltung sicherlich sehr geteilter Meinung sein, da gebe ich Ihnen durchaus Recht. Wir setzen uns mit diesem Thema seit langer Zeit sehr kritisch auseinander und haben unseren Fleischkonsum aus genau diesem Grund auch drastisch verändert. Wir kaufen seit geraumer Zeit, wenn wir uns ein Stück Fleisch gönnen, nur bei Bio-Landwirten oder Bio-Haltern unser Fleisch. So können wir zumindest im Rahmen der Bio-Siegel-Kriterien einigermaßen sicher sein, dass die Tiere möglichst „artgerecht“ gehalten wurden. Aus diesem Grund haben wir uns durchaus auch belesen.
Weiterhin ist ein Lamm nicht zwingend, wie von Ihnen dargestellt ein Baby. Es handelt sich in unserem Fall um Weidelämmer, die rund ein Jahr alt sind und in der Regel wenig später die Geschlechtsreife erlangen, dies ist auf den Bildern vielleicht nicht auf den ersten Blick zu erfassen. Sie stammen also nicht aus der von Ihnen angeführten Mast- oder Milchindustrie. Das das Schlachten und Verzehren eines Tieres ein „rohe“ Angelegenheit ist, liegt wie viele Dinge im Auge des Betrachters. Dies als „Mord“ zu titulieren ist eine Sache des Standpunktes, wie der Verzehr von Fleisch und anderen tierischen Produkten generell. Wie schon erwähnt haben wir uns für den verantwortungsvollen und bewussten Verzehr entschieden.
Genau diesen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit Fleisch und tierischen Produkten wünschen wir uns auch von „unseren“ Kindern, denen wir, wie auch zu diesem Anlass, immer wieder klar machen, dass Fleisch u.ä. nicht im Supermarktregal wächst sondern von lebenden Tieren stammt, die extra für uns getötet werden, damit wir uns ausgewogen ernähren können. Sie kennen also sowohl die Herkunft als auch die Hintergründe ihres Essens, was heute sicherlich nicht immer der Fall ist.
Das sie die Art und Weise des Artikels als „roh“ empfinden, tut mir sehr leid, denn es liegt uns fern jemandem mit unseren Artikeln zu nahe zu treten. Die Artikel spiegeln in der Regel einfach die Emotionen des jeweiligen Ereignisses wieder. Für uns war es in diesem Fall ein freudiges Ereignis, mit neuen und alten Freunden ein schönes Fest zu begehen. Ein durchaus freudiger Hintergrund, wie ich auch heute noch finde. Aus diesem Grunde empfinde ich den Stil, in dem meine Frau den Artikel verfasst hat, auch heute noch als sehr passend. Ihre Frage, was als nächstes auf dem Grill landen wird kann ich Ihnen heute leider noch nicht antworten. Ich weiß es einfach noch nicht.
Ihren zweiten Kommentar empfinde ich persönlich übrigens als durchaus beleidigend, meinen Nachbarn gegenüber. Ich lasse ihn aber trotz allem so stehen, da ich vermute, dass er aus derselben Emotionalität entsprungen ist, wie der erste.
Ich kann Ihnen aber versichern, dass weder wir noch unsere Nachbarn Babys oder kleine Kinder essen.