Neulich im Neandertal

neandertaler
Der Neanderthaler, wie man ihn sich Anfang des 20. Jahrhunders vorstellte. *uga, uga*

Wir waren neulich von der Arbeit aus auf Weihnachtsausflug. Das Neandertal bzw. Mettmann war dieses Jahr unser Ziel. Bei Mettmann fällt mir irgendwie spontan immer Hape Kekeling und sein „Samba in Mettmann“ ein, aber ne, wir haben das Neanderthal-Museum besucht bzw. leider wegen Zeitmangels nur einen kleinen Teil davon.

Die Fassade des Museums soll an einen Gletscher erinnern.
Die Fassade des Museums soll an einen Gletscher erinnern. Irgendwie.

Zunächst gab es einen geführten Gang zur Fundstelle der Knochen des bekannten Neanderthalers. Diese Knochen sind ungefähr 500 m vom Museum weg, weiter kann es wirklich nicht sein. Dennoch blieb unser Führer, ein netter älterer Herr, der wirklich sehr mit der Geschichte des Neanderthals vertraut war und irgendwie daher kam, als wäre er von Anfang an dabei gewesen, gefühlt alle 2 Meter stehen, um uns irgendwas zu zeigen, zu erklären oder eine seiner selbst gebastelten Info-Karten zu zeigen. Das mag nun negativ klingen, ist aber gar nicht so gemeint. Vielmehr hallt ein wenig der Frust und die Enttäuschung nach, dass wir zum einen nicht so richtig für einen, wenn auch so kurzen, Spaziergang angezogen waren und erbärmlich gefroren haben in den gut 1,5 Stunden (für 500 m und wieder zurück!)  und zum anderen, uns einfach nur die Zeit davon lief, da wir gegen Mittag für eine Bergische Kaffeetafel inklusive Dröppelminna angemeldet waren.

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Nachgemachter Fußabdruck eines Neanderthalers und der Abdruck eines Raumanzugstiefels.

Irgendwann konnte ich vor lauter Kälte dem gutem Mann gar nicht mehr folgen und am nächsten Tag war ich auch prompt krank. Ich habe mich von der patschnassen Wiese, den komischen Info-Steinkreuzen und den Messtangen, die die Fundstelle markieren bzw. darstellen sollen (es war ziemlich blauäugig von mir dort Höhlen oder eine archäoligisch aussehenden Grabungsstelle zu erwarten), mit ein paar Kolleginnen  auf den Weg verzogen, weil meine Füße kurz vorm Abfrieren waren.

Sein Fuß, mein Fuß, so könnte es ausgesehen haben.
Sein Fuß, mein Fuß, so könnte es aussehen.

So warteten wir, bis die Monologe des wirklich netten Guides vorbei waren und wir wieder zurück ins Warme konnten. Immerhin habe ich gelernt, in uns allen stecken gut 4 % Neanderthal-Gene. Weißte Bescheid… Ach und das fand ich ehrlich gesagt ziemlich arrogant, man spricht dem Neanderthaler zumindest soviel Gripps zu, dass er sich mit seinen Mitneanderthalern lautsprachlich verständigen konnte. Das fand ich irgendwie sehr überheblich, wenn doch nachgewiesen ist, dass auch der Neanderthaler über das sogenannte Zungenbein verfügte, welches unsere Zunge u.a.  zur sprachlichen Nutzung befähigt. Als wenn der Neanderthaler zu doof gewesen wäre, seine Zunge für eine lautsprachliche Verständigung einzusetzen. Tse. Die Arroganz der Menschen des 21. Jahrhunderts. So etwas regt mich auf.

Eine Darstellung des Neanderthalers, wie er wohl eher ausgesehen haben mag.
Eine Darstellung des Neanderthalers, wie er wohl eher ausgesehen haben mag.

Im Museum stürmte ich als erstes mit zwei meiner Kolleginnen den kleinen Shop. Der ist echt süß und neben einigen Dingen, die recht wenig mit dem Neanderthaler zu tun haben, gibt es auch knuffige Mitbringsel, die an den Besuch erinnern. Ich habe für Sgail und mich ein Steinzeitfeuerzeug und zwei Mini-Mammuts mitgebracht.

*raaarrwwwrrr*
*raaarrwwwrrr*

 

 

 

 

wolfsfaehrte
Pfotenabdruck

 

Mini-Wildschweinchen
Mini-Wildschweinchen

 

 

 

 

Wolfwurfhöhle
Wolfwurfhöhle

 

 

 

Dann ging es in die Sonderausstellung „Wölfe“, die den Ruf des Wolfes als gnadenloses Raubtier wieder gerade rücken möchte. Wer tatsächlich noch dem Glauben anhängt, ein Wolf fällt ohne weiteres Menschen an, frisst alles, was ihm zwischen die Zähne kommt und ist mega-gefährlich, dem wird hier gezeigt, wie Wölfe sich wirklich in freier Wildbahn verhalten.  Wir hatten eine sehr nette, geführte Runde und haben viel gelernt. Am Ende stand der provokante Satz „Rotkäppchen lügt“ und was soll ich sagen, so ist es. Allerdings musste ich für diese Erkenntnis nicht erst diese Ausstellung besuchen. Es reicht dafür vollkommen aus, mit Sgail verheiratet zu sein, der als großer Tiernarr schon vor langer Zeit für Aufklärung sorgte.

Nett sieht er aus.
Nett sieht er aus.

Als wir dachten, jetzt können wir uns den Rest bzw. eigentlich die Hauptausstellung im Museum ansehen, kam die Erkenntnis, dass wir keine Zeit mehr haben und flux zur Kaffeetafel müssen. Das war wirklich sehr schade, aber wir haben direkt beschlossen, nächstes Jahr kommen wir wieder und sehen uns alles in Ruhe an.

Die Bergische Kaffeetafel kann man mal mitgemacht haben, muss man aber nicht. Das wäre zumindest meine Meinung. Alles in allem durchaus lecker, aber nicht gänzlich mein Geschmack.

Dröppelminna
Dröppelminna

Ich mag all das, was dort angeboten wird, aber nicht zusammen. Das Drumherum fand ich viel spannender, die Dröppelminna auf dem Tisch z.B., wo das Abzapfen des Kaffees das eine oder andere Mal etwas abenteuerlich verlief. Ist man nicht so gut im Timing, kann man schon mal für eine kleine Überflutung sorgen. Alles in allem war es jedoch ein sehr schöner Ausflug und ich freue mich jetzt schon, wenn wir wiederkommen und uns den Rest des Museums ansehen. Das, was wir gesehen haben, kann ich zumindest schon einmal empfehlen.

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