Da ist es wieder. Zweimal im Jahr kommt es. Im Frühjahr und im Herbst. Dieses Gefühl von „ich muss buddeln – JETZT“. Der Buddeltrieb hat mich voll erwischt. Am letzten Wochenende konnte ich mich schon im Vorgarten meiner Eltern voll austoben, inklusive Unkrautjäten und Laubhaufen zusammenkratzen.
Ich dachte eigentlich, ich könnte mich einigermaßen beherrschen. Doch schon seit Tagen drehen sich meine Gedanken um die Herbstbepflanzung unseres Balkons. Was pflanze ich zwischen die zwei grünen Puschel? Was ist hoch genug, um die Lichterkette zu Weihnachten gut zur Geltung zu bringen, was gibt ihr dabei genug Halt? Was ist nach Möglichkeit nicht 08/15 und gefällt? Was könnte ich anders machen, als in den letzten Jahren? Wann kann ich starten? Wo kaufe ich? Rimkus oder Risse?
Meine Gedanken kreisen, wie ein Hamster Runde um Runde im Hamsterrädchen läuft. Trotz der eher geringen Vorfreude, die rausgerupften Blumen übers Treppenhaus 2 Etagen runter zur Biotonne zu schleppen zu müssen und im Anschluss an die ganze Pflanzaktion erst einmal den Balkon abschrubben zu können. Zum gefühlten 1000. Mal dieses Jahr.
Heute Mittag war ich noch ganz fix dabei und sagte in der Pause zu meinen beiden Lieblingskolleginnen: „Ich glaube, ich rupfe heute alles raus und gehe morgen Winterkram kaufen. Das Wetter ist so toll, das lädt zum Buddeln ein.“ Auf dem Heimweg machte sich dann schon ein flaues Gefühl in der Magengegend breit. Ein Gefühl von „Die Blümchen sind noch zu schade, sie sehen noch viel zu gut zum Rausrupfen aus.“
Als ich dann gerade auf dem Balkon stand, habe ich es nicht übers Herz gebracht und nur verblühte Triebe und Ästchen entfernt – und beschlossen, heute Abend gibt es eine Extra-Ladung Dünger. Ich muss mich einfach zusammenreißen. Nur weil kalendarisch Herbst ist, kann und darf ich nicht einfach die noch so schönen Blumen auf den Kompost schicken und Heidekraut und Co. einbuddeln. Zumal mir die bunten Blumen doch eigentlich auch besser gefallen, als Heide und Stacheldraht. Die triste Zeit kommt doch noch früh genug. Warum nicht warten? Warum bin ich so ungeduldig? Ist es die Angst, die schönsten Pflanzen könnten schon weg sein? Ist es das Gefühl, nur jetzt kann der richtige Zeitpunkt für die Bepflanzung sein und in 2 oder 3 Wochen ist es nicht mehr so? Ich weiß auch nicht so recht.
Bei meinen Eltern war das anders.
Wo nichts ist, kann man nichts verfrüht rauszupfen. Da war die Aktion pure Verschönerung und Pflege der paar toughen Pflänzchen, die trotz widriger Umstände irgendwie durchgehalten haben. Hach, gar nicht so einfach. Aber angesichts der Probleme und Nöte anderer, ist dieses Gedankenkarussell einfach nur unbedeutender Kleinkram. Beschäftigt mich aber trotzdem.

Vielleicht kann ich aber morgen einfach mal mit Sgail gucken fahren.Wir wollten eh in die Richtung von Risse und ich könnte mir Inspiration und noch weitere Birdies holen. Ja genau, nur mal gucken und ganz doll Blumenladenduft schnuppern. Das sollte mich beruhigen. Und Sgail muss aufpassen, dass ich nichts kaufe und wenn, dann nur, um die Paletten erst einmal auf dem Balkon zu parken, bis es dann wirklich soweit ist mit Neupflanzung. Und bis dahin genießen wir, was uns die Pflänzchen noch sehr willig bieten.
Klingt doch echt nach einem Plan, oder? Jetzt muss ich mich nur noch irgendwie daran halten.